
Durch all die vielseitigen Anwendungen soll der Körper stimuliert und sogenannte Reizreaktionen ausgelöst werden. Sie trainieren die Wärmeregulation, aktivieren das Immunsystem, steigern die Leistungsfähigkeit, wirken harmonisierend auf das vegetative Nervensystem und erzielen eine regulierende und ausgleichende Wirkung auf alle Grundfunktionen wie Atmung, Herz, Kreislauf, Blutdruck, Stoffwechsel, Verdauung, Wärmehaushalt, Nerven- und Hormonsystem, Leistungskraft und Lebensfreude. So kommt es zu einer umfassenden Anregung des Organismus. Es handelt sich beim Kneippen um eine komplementärmedizinische Methode, sowohl zur vorbeugenden, wie auch kurativen Ergänzung zur klassischen Medizin.
"Lernt das Wasser richtig kennen, und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein."
Pfarrer Sebastian Kneipp

1948. Kneipp beginnt Theologie zu studieren, die Erkrankung macht ihm jedoch immer mehr zu schaffen. Durch Zufall entdeckt er ein Buch des Arztes Johann Siegmund Hahn über die Heilkraft von kaltem Wasser.
Beeindruckt von den darin aufgeführten Erkenntnissen, macht Kneipp den Selbstversuch in der kalten Donau. Ein nur wenige Sekunden andauerndes Bad und ein darauffolgender kurzer Sprint führen zu einem erstaunlichen Ergebnis: Kneipp fühlt sich frisch und erholt. Er wiederholt die kurzen Bäder in den nächsten Tagen und ergänzt diese um Halbbäder und Güsse. Sein Gesundheitszustand bessert sich daraufhin stetig.
1952. Inzwischen vollständig von Tuberkulose geheilt, macht Kneipp im Alter von 31 Jahren seinen Studienabschluss und wird kurz darauf Priester. Währenddessen vertieft er seine bisherigen Erkenntnisse zur Heilkraft von Wasser und wendet seine Behandlungsformen erstmals auch bei Patienten an. Unter ihnen: Eine an Cholera leidende Frau, die er heilt.
In der Bevölkerung wird Sebastian Kneipp immer beliebter und macht sich als „Cholera-Kaplan“ und „Wasserdoktor“ einen Namen. Ärzte und Apotheker wiederum beobachten sein Handeln kritisch. Ihnen missfällt, dass Kneipp Kranken zügig und kostenlos hilft. Sie erstatten Anzeige gegen ihn. Kneipp wird vor Gericht jedoch freigesprochen.
1852, Sein Wissen verschafft Kneipp zunehmend Prominenz. 1855 wird er nach Bad Wörishofen versetzt, wo er für weiteres Aufsehen sorgt: Mittels seiner Wasseranwendungen heilt er eine ganze Rinderherde von der Maul- und Klauenseuche. Als landwirtschaftlicher Berater vertieft er seine Erkenntnisse und schreibt sie in landwirtschaftlichen Sachbüchern nieder.
1855 - 1889. Im Zuge seiner Forschungen ergänzt Kneipp seine bisher entwickelten und überarbeiteten Therapieformen um weitere Heilmethoden. Er entwickelt ein ganzheitliches Gesundheitskonzept für Körper und Geist.
1986. Seine Beobachtungen und Ergebnisse hält Kneipp in seinem Buch „Meine Wasserkur“ fest. Neben Ausführungen zu seinen Wasseranwendungen enthält das Buch bereits ein Kapitel zur Kräuterheilkunde. Die Nachfrage nach einer Behandlung bei ihm wächst dadurch weiter. Bald stehen täglich bis zu 150 Patienten auf seiner Schwelle.
1893 wird Kneipp eine ganz besondere Ehrung zuteil: Papst Leo XIII. ernennt ihn zum päpstlichen Geheimkämmerer und verleiht ihm den Titel „Monsignore“.
1984. Kneipp veröffentlicht „Mein Testament“, das all seine bisherigen Forschungsergebnisse zusammenfasst.
1989. Kneipp veröffentlicht sein zweites Buch „So sollt Ihr leben“. Er beschreibt darin sein ganzheitliches Gesundheitskonzept mit den fünf Säulen.
Im Alter von 76 Jahren verstirbt Kneipp am 17. Juni 1897. Bis heute wirken seine Erkenntnisse und das daraus gewonnene Therapiekonzept nach und gelten als Meilenstein in der Medizin.
